Das Schloss - Die Begegnungsstätte der Kittlitzer

Bei der Kolonialisierung der heutigen Oberlausitz entstand in oder an der Slawenschanze am Übergang des Löbauer Wassers eine deutsche Burgwardei – Reichsburg 1071.
Bei der darauffolgenden Christianisierung spielt Kittlitz als Missionsstation eine besondere Rolle und bildete über Jahrhunderte den Mittelpunkt einer mächtigen Herrschaft.

Im 12. Jahrhundert entstand ein befestigter Hof östlich der heutigen Weißenberger Straße.
Das ist der ältere Herrensitz mit Wasserburg, einem Herrenhaus und unterirdischen Gang.
Westlich der Straße im Standortgebiet des heutigen Schlosses befand sich das Rittergut Niederkittlitz.
Von 1368 an scheint das Besitztum der Güter der edelfreien Herren von Kittlitz auf das Geschlecht derer von Nostitz übergegangen zu sein. 1480 werden zur Zeit Ottos von Nostitz zwei Rittergüter in Kittlitz genannt.

Um 1480 wird bereits der Standort des jetzigen Schlosses beschrieben. Es ist anzunehmen, dass in dieser Zeit das Schloss in der jetzigen Grundform entstand. Ein vorheriges Gebäude an dieser Stelle, ist zu vermuten, konnte bisher aber nicht nachgewiesen werden.
Ca. 1750 wurde das Schloss von der Adelsfamilie von Gersdorff an Karl Gotthelf von Hund und Altengrottkau verkauft. Die neuen Besitzer ließen das Herrenhaus entsprechend ihren Bedürfnissen umbauen. Es entstand ein stattliches schlichtes Haus mit zwei Geschossen und schwerem Mansardendach. Dies durchschneidet nach beiden Seiten hin ein achteckiger turmartiger Aufbau der ein geschweiftes Dach trägt. Karl Gotthelf von Hund und Altengrottkau, einer der führenden deutschen Freimaurer, machte das Schloss Kittlitz zu einem Zentrum der Freimaurerei.
Durch zahlreiche Umbauten und Veränderungen in verschiedenen Epochen unter unterschiedlichen Besitzern, durch verschiedene wirtschaftliche Nutzungen wurde das Rittergut mehrmals baulich sehr stark verändert.
1527 erfolgte abermals die Teilung in Ober- und Niederkittlitz. Den westlichen Teil (Niederkittlitz) erhielt Rudolf von Gersdorff im Jahre 1527.
Bis 1750 blieb das Gut in den Händen derer von Gersdorff. Danach gelangte Niederkittlitz an die Familie von Hund und Altengrottkau. Nach Hund wechselten wiederholt die Besitzer. Über der nördlichen Haustür befindet sich das gusseiserne Wappen derer von Wunsch.
1878 ließ der Rittergutsbesitzer E.F.W.Fickler den Schlosspark anlegen. 1909/10 wurde das Bauwerk umgestaltet.

An dieser Stelle sei angemerkt, dass das Rittergut in Kittlitz im 18. Jahrhundert in Neukittlitz eine Ziegelbrennerei betrieb.
Nordöstlich betrieb das Rittergut bis 1945 eine Schnapsbrennerei. Der Kuhstall, der Ochsenstall sowie die ehemalige Schlossgärtnerei und die Geflügelhaltungsanlage wurden nach der Bodenreform an Vertriebene und Landarme aufgesiedelt.
Das Schloss, der ehemalige Pferdestall, das ehemalige Inspektorhaus und das heutige Feuerwehrdepot wurden der Gemeinde Kittlitz zugesprochen.
Nach dem II. Weltkrieg
Am 7. Mai erreichten Teile der 1. Ukrainischen Front und der 1. Polnischen Armee zur Operation um Prag von Weißenberg her Kittlitz.
Eine polnisch-sowjetische Sanitätseinheit errichtet im Schloss für einige Monate ein Lazarett. Auf der Brennereiesse wurde die sowjetische Flagge gehisst. Auf dem Tennisplatz im Park wurden Kühe zusammengetrieben. Jugendliche und alte Männer mussten diese Viehherde bis nach Liegnitz/Schlesien treiben.
Der erste Nachkriegsbürgermeister Ehrenreich Hultsch bemühte sich unermüdlich um die Unterbringung der leidgeprüften Flüchtlinge und Heimatvertriebenen und um die notdürftige Versorgung der Bevölkerung. Er verhinderte auch die schon vorbereitete Sprengung des Kittlitzer Schlosses. Viele Heimatvertriebene wurden notdürftig im Schloss und im Rittergutkomplex sowie in Privathäusern untergebracht. Das Schloss wurde bis Mitte der Achtziger Jahre noch zum Teil für Wohnzwecke genutzt.
Ab 1946 wurde der östliche Flügel des Kittlitzer Rittergutes mit der Schnapsbrennerei abgerissen. 1947 legte man den Brennereischornstein um. 1948 bis 1950 war eine Polizeidienststelle im Schloss. Später zogen vorübergehend in dieses Mittelzimmer die BHG-Bank und eine Verkaufseinrichtung ins Erdgeschoss ein. 1949 zog das Gemeindeamt mit Standesamtin den östlichen oberen Flügel des Schlosses ein. Mindestens seit diesem Zeitpunkt wurde der Kulturraum vielseitig für die Öffentlichkeit genutzt, als Versammlungsraum für die Gemeindeveranstaltungen, Feierstunden, Tagungsstätte, Musikgruppe, Gemeindebücherei und vieles andere mehr bis hin zur Schülerspeisung.
Im Schloss befand sich auch später das Zentrum des Gemeindeverbandes und nach der Wende das Büro des „Gewerbe- und Industriepark Oberlausitz“. Es entstanden eine Bauernstube und ein Zimmer für die Jugend. Im Anbau war die Gemeindeschwester einquartiert.

Im Obergeschoss etablierte sich ab 1951 eine Zahnarztpraxis. Vor dem Bau der neuen Schule 1978 befand sich in 2 Zimmern der Schulhort.
Die Kittlitzer und ihr Schloss
Ab 1950 wurden einige Räume für den Kindergarten genutzt. Aus der 1955 entstandenen Erntekinderkrippe wurde 1958 eine selbstständige Einrichtung, die durch Erweiterung im Anbau 1984 modernisiert und wesentlich vergrößert werden konnte.
Die Schulküche im Schloss bereitete täglich bis zur Wende über 600 Portionen Essen zu.
In diesen Zeitraum fällt auch die völlige Sanierung des Schlossdaches, der Außenputz wurde leider nicht erneuert.

Das Schloss einschließlich des Schlossparks wurde durch den Kittlitzer Gemeinderat als Haus der Vereine gewidmet.
Diese für die Gemeinde unbedingt notwendige Einrichtung wird als Haus der Vereine ab 31.12.2002 vom Heimat- und Schlossverein Kittlitz e.V. mit viel Engagement und in Verbundenheit mit der Bevölkerung betrieben.
2003 erfolgte die grundlegende Umgestaltung der Räumlichkeiten des Kindergartens und 2007 wurde Dach, Fassade und Heizung erneuert.
Derzeitige Nutzer des Schlosses und des Schlossparks sind der Kindergartenverein „Dreikäsehoch“ e.V., das Bürgerbüro mit Tagungsstätte des Ortschaftsrates und Sitz des Ortvorstehers, der Kittlitzer Faschingsclub e.V. im 2012 sanierten Oktogon und mit Großveranstaltungen in Schloss und Park, das Familien- und Seniorenzentrum Kittlitz e.V., mit seinen vielschichtigen Veranstaltungen für ältere Bürger und Jugendliche und die Singegemeinschaft. Es steht für die vielseitigen Veranstaltungen der Kittlitzer Vereine zur Verfügung, die Großveranstaltungen, wie das Erntedankfest der Kirchgemeinde, das Parkfest (als Höhepunkt des dörflichen Lebens in freundlichen Miteinander durch alle Vereine gestaltet), das Adventssingen der Singegemeinschaft Kittlitz, Tanzveranstaltungen und Familienfeiern.